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Warum zum Teufel bezahlen wir immer noch so viel Geld für Schnittstellen?

Matthias Opitz & Markus Saxen

Systeme müssen miteinander kommunizieren. Zum Beispiel das CRM- mit dem ERP-System. Das war schon immer so – und wird durch die Digitalisierung nicht weniger: Im Gegenteil!

Die Kommunikation erfolgt über Schnittstellen, für deren Implementierung Unternehmen der Wohnungswirtschaft bereit sind, hohe Kosten zu zahlen – in vielen Fällen werden nämlich immer und immer wieder punktuelle Schnittstellen zwischen zwei im konkreten Anwendungsfall betroffenen Systemen entwickelt.

Schwierigkeiten von Platform-Ownership und -Network-Modell

Eine bessere Lösung für die Zukunft wären offene Schnittstellen und Plattformen, wie Karsten Noelling, der von uns sehr geschätzte Geschäftsführer von KIWI, in seinem interessanten Blogeintrag treffend beschreibt. Für die Entwicklung offener Plattformen werden darin zwei mögliche Szenarien genannt: Das „Platform-Ownership-Model“ und das „Platform-Network-Model“.

Auch aus unserer Sicht sind beide Wege denkbar, aber durchaus auch problematisch:

  • Beim Ownership-Model wären einzelne Unternehmen Gatekeeper für die eigenen Daten und den Zugriff auf die API. Ein Beispiel hierfür ist die Aarean Smart Platform: Groß angekündigt als Plattform für Lösungsanbieter, haben viele Lösungsanbieter nie einen Zugriff darauf erhalten bzw. warten immer noch auf diesen. Unter anderem darum ist es sehr still darum geworden.
  • Beim Network-Model im Sinne eines losen Netzes aus stark miteinander verbundenen Produkten besteht die Gefahr, dass die Situation so bleibt wie jetzt: Es entsteht viel Aufwand für die Integration von Drittsystemen.

Warum kein Branchenstandard?

Aus unserer Sicht wäre eine andere Entwicklung sehr wünschenswert: Ein gemeinsamer Branchenstandard, nach dem sich alle Unternehmen und Systementwickler richten. Ein erfolgreiches Beispiel aus einer anderen Branche ist BiPRO aus der Finanzwelt. Hier wurde eine unabhängige Organisation etabliert, welche die Definitionsgewalt übernommen hat und zu der mittlerweile alle großen Versicherungsunternehmen Deutschlands gehören. Das Ergebnis: Kein Produkt kann es sich mehr leisten ohne eine BIPRO-konforme Schnittstelle aufzuwarten.

Ausbau von OpenImmo?

Im Prinzip haben wir in der Wohnungswirtschaft auch schon einen ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Und dieser Schritt heißt OpenImmo. Auch hier wurde eine unabhängige Organisation etabliert. Wie BiPRO handelt es sich dabei um einen Verein. Die Organisation entscheidet über Änderungen und Mitgliedsunternehmen folgen den Entscheidungen, weil sie vorher gemeinsam entschieden haben.

Warum ist ein solches Modell aus unserer Sicht besser? Es verhindert die Nachteile der anderen Modelle: Anders als im Ownership-Modell gibt es kein einzelnes Unternehmen oder ein Oligopol als Gatekeeper. Außerdem haben die Unternehmen ein Mitbestimmungs- und Gestaltungsrecht. Anders als im Netzwerk-Modell gibt es EINEN echten Standard.

Die Wohnungsunternehmen müssen den Standard vorantreiben

Allerdings gibt es auch eine Reihe von Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Die Unternehmen der Wohnungswirtschaft müssen das Thema selbst vorantreiben und dürfen sich nicht mehr damit abfinden, dass sie hohe Kosten für die Integration individueller Schnittstellen bezahlen. Außerdem müssen Unternehmen die Bereitschaft, dass Schnittstellen Geld kosten ablegen und dies nicht länger hinnehmen. Auf Seiten der Systementwickler herrscht, eben auch aufgrund der lukrativen Vergütung in Integrationsarbeiten, ein Unwille vor, sich untereinander zu verbinden. Diese Einstellung wird natürlich nicht ohne Weiteres verschwinden, von Seiten der Auftraggeber kann aber entsprechend Druck ausgeübt werden.

Was also tun: Nehmen wir OpenImmo als Kristallisationspunkt und erweitern diesen Standard, der im Bereich der Immobilienvermarktung schon gut funktioniert, auch auf weitere Bereiche. Die aktuelle Entwicklung der REST-API wäre ein guter Anlass!

Matthias Opitz
Matthias Opitz Vorstand
Markus Saxen
Markus Saxen Vorstand